Miriam Makeba zwischen Kulturen und Kontinenten

Die Repräsentation von › Mama Africa ‹ im Medienensemble der langen 60er Jahre

Autor/innen

  • Marie Kollek

Abstract

Miriam Makeba, die als ‚Mama Africa‘ im kollektiven Gedächtnis geblieben ist, war eine der ersten südafrikanischen Künstlerinnen, die in den 1960er Jahren eine bemerkenswerte Karriere in den USA und Europa verzeichnen konnte. Dabei bewegte sie sich in zahlreichen Spannungsfeldern kultureller Differenz: zwischen ihrer Identifikation als Schwarze1, südafrikanische Frau und Sängerin und später als Repräsentantin und (politischem) Sprachrohr eines Kontinents; ebenso im Spannungsfeld zwischen Amerikanisierung und Afrikanisierung. Darunter sind mediale Darstellungen zu verstehen, die entweder amerikanisch assoziierte Merkmale betonen oder afrikanische Aspekte hervorheben, z. B. in Bezug auf Kleidung oder Repertoire. Ein wesentliches Moment in diesem Spannungsfeld ist die Ablehnung Makebas durch Akteure der Musikindustrie in den USA aufgrund ihrer Heirat 1968 mit dem Black Panther-Aktivisten Stokely Carmichael und ihrer Verbindung von Anti-Apartheid-Aktivismus und Bürgerrechtsbewegung. Nicht zuletzt bewegt sie sich auch in einem Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdpolitisierung. In all diesen Bereichen entstehen Konfliktfelder zwischen der Neuverhandlung von Stereotypen und dem gleichzeitigen Verharren in nach wie vor dominanten (post-)kolonialen Repräsentationssystemen, aus denen heraus mediale Darstellungsformen und diskursive Deutungsräume hervorgehen. Anhand der medialen Repräsentation Miriam Makebas im westdeutsch-französischen populärkulturellen Medienensemble werden in diesem Beitrag die konstitutiven Elemente ihrer Identitätskonstruktion sowie die medialen Repräsentationen kultureller Differenz vor dem Hintergrund der Dekolonisierung in den 1960er Jahren herausgearbeitet. Die Analyse basiert auf ausgewählten audiovisuellen Medien, auf den von ihr gesungenen Liedtexten sowie auf ihren Autobiografien von 1987 bzw. 2004. Da Miriam Makebas mediale Repräsentation nicht isoliert betrachtet werden kann, konzentriert sich ein weiterer Teil auf den breiteren gesellschaftlichen Einfluss Miriam Makebas unter Berücksichtigung einer intersektionalen, machtkritischen Perspektive. Hierzu wird anhand ausgewählter Beispiele der Transfer kultureller Elemente mit Bezügen zu Miriam Makeba analysiert, was eine netzwerkartige Perspektive auf die mediale Repräsentation konstitutiver Elemente ihrer Identität ermöglicht.

Veröffentlicht

28.08.2024