Postkoloniale Identitätskonstruktionen in der französischen Populärkultur der langen 1960er Jahre

Der ivorisch-französische Sänger John William zwischen interkultureller Aneignung und subversiver Affirmation von Blackness

Autor/innen

  • Christoph Vatter

Abstract

Der ivorisch-französische Sänger John William ist heute fast vergessen, obwohl er zu den erfolgreichen Künstlern Frankreichs in den „langen 1960er Jahren“ zählt. In seiner Biographie und seinem künstlerischen Schaffen kristallisieren sich zentrale Aspekte des ambivalenten Umgangs Frankreichs mit seinem kolonialen Erbe im Kontext der Dekolonialisierung, aber auch Strategien der postkolonialen Positionierung und Repräsentation. Denn John William verknüpft Erfahrungen als Afro-Franzose mit der afro-amerikanischen Geschichte und der Erinnerung an die Sklaverei, bedient aber ebenso die Faszination für die USA. Am Beispiel von Williams Autobiographie werden interkulturelle Transfer- und Aneignungsprozesse in der populären Musik Frankreichs der 1950er und 1960er Jahre vor dem Hintergrund der Dekolonialisierung herausgearbeitet. Der Beitrag analysiert Repräsentationen von kultureller Alterität sowie Formen der Identifikation und Selbstinszenierung im ambivalenten Spannungsfeld zwischen transatlantischer Blackness und (post-)kolonialer Assimilation, die auch als subversive Strategien zur eigenen Positionierung gelesen werden können, und fragt damit nach dem Stellenwert von außereuropäischen Bezugsgrößen und der Ausblendung eigener (post-)kolonialer Realitäten in der medialen Popkultur der Zeit.

Veröffentlicht

28.08.2024