« Ça rentre à la maison. »

Koloniale Beutekunst, populäre Performance und postkolonialer Protest in den Sozialen Medien

Autor/innen

  • Julien Bobineau

Abstract

In der internationalen Kulturpolitik steht derzeit die Restitution afrikanischer Kulturgüter kolonialer Herkunft im Zentrum der Debatten. Die Praxis des Sammelns ‚exotischer‘ Objekte in Europa begann bereits in der Renaissance, doch erst im 19. Jahrhundert intensivierte sich das europäische ‚Interesse‘ an afrikanischen Kulturen, verbunden mit der gewaltvollen Kolonialisierung großer Teile des Kontinents. Die systematische Entwendung afrikanischer Kulturobjekte durch europäische Kolonialmächte diente daraufhin der Legitimierung kolonialer Unterwerfungsstrategien. Trotz vereinzelter Rückführungsprojekte in den vergangenen Jahren protestieren viele Kritiker:innen gegen eine beobachtete Trägheit bei den Bemühungen um Restitution auf europäischer Seite. Ein Beispiel für den militanten Protest gegen diese Entwicklungen ist Mwazulu Diyabanza. Der kongolesische Aktivist versuchte im Jahr 2020, eine afrikanische Statue aus dem Musée du Quai Branly in Paris zu stehlen, und veröffentlichte seine Performance auf der online-Plattform YouTube, um auf die unrechtmäßige Aneignung von afrikanischen Kulturgütern aufmerksam zu machen. Nach einer Einführung in den Stand der anhaltenden Restitutionsdebatte analysiert dieser Artikel Diyabanzas YouTube-Video als postkolonialen Protest vor dem Hintergrund
der anhaltenden Restitutionsdebatte sowie der kulturpolitischen Herausforderungen im Umgang mit kolonialen Kulturgütern.

Veröffentlicht

28.08.2024